Sonntag, 8. Juli 2012

in meinem Bücherschrank (9) Die SIKU-Story

Am 16.07.2012 erscheint der niegel-nagelneue Bildband von Ulrich Biene im Delius Klasing Verlag.
Noch vor dem offiziellen Start kann ich nun den neuen Bildband hier vorstellen.
Die Veröffentlichung des Buchs und der Fotos erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Autors U. Biene.
Besten Dank.

So sieht er aus, der großformatige ( 26 cm x 32 cm) Bildband.
192 Seiten und mehr als 300 fantastische Fotos sorgen für abwechslungsreiches Lesevergnügen.
U. Biene "dröselt" die SIKU-Geschichte soweit es möglich ist chronologisch auf.
Beginnt mit der Gründung 1920 durch den Lüdenscheidter Richard Sieper, der zunächst Metallwaren wie z.B. Besteck aus Aluminium produziert, aber schon seit den 20er Jahren mit Kunstharzen experimentiert.
Die Söhne Siepers helfen schon als Schüler im Betrieb aus.
1941 stirbt der Gründer mit 61 Jahren, die Söhne Werner und Kurt übernehmen den Betrieb und führen das Lebenswerk ihres Vaters fort und bauen es aus.

Während des Krieges spezialisiert sich die Firma "Sieper und Söhne" auf die Herstellung von Abzeichen und Ansteckern u. a. für das Winter-Hilfs-Werk WHW.
Nach dem Krieg kommt alles in Deutschland kurzfristig zum erliegen.

Danach geht es mit Kämmen und Knöpfen, sowie diversen Haushaltsgegenständen weiter.
Inovative Ideen sorgen für eine gesicherte Produktion.
Der Autor zeigt im Buch viele Beispiele für die frühen Artikel aus dem Hause Sieper.
Manches kommt mir eigenartig bekannt vor!

Knöpfe und Maßbänder, Feuerzeuge aus thermoplastischem Werkstoff und Heftmaschinen, Likörgläser aus transparentem Kunststoff, all diese Artikel halten die Firma Sieper am Leben und versorgen die Nachkriegsgeneration mit Dingen des täglichen Lebens.

Aber auch die Artikel, die dem Werbezweck dienen finden sich in dem Buch wieder.
Ich war sehr erstaunt zu sehen, was die Firma Sieper alles produziert hat.
Wer kennt nicht die kleinen Anhänger, die an den "Elefanten-Schuhen" hingen?
U. Biene streift im Buch aber auch die Produktion von vielen anderen Werbeartikeln, die aus Kunststoff produziert wurden wie z. B. Schneekugeln die sich als Verkaufsschlager entpuppten.

1951 werden dann die Weichen zur Spielzeug-Produktion gestellt.
Der Autor zeigt immer wieder neben Modellfotos Katalogabbildungen und Entwurfszeichnungen der "Edelfeder" Waldemar Runde (O-Ton U. Biene), der für viele Artikel bis in die 60er Jahre Entwürfe und Katalog- sowie Schachtelbilder gezeichnet hat.
Die Bilder des Buches vermitteln einen wunderbaren Eindruck der frühen Modelle aus dem Hause SIKU.
Diese warten mit hohem Spielwert und pfiffigen Konstruktionsdetails auf.

1954 gibt es bei SIKU eine Serie von sog. Selbstbau-Modellen.
Die erste Auslieferung umfasst 4 Modelle in einem Karton (Art. 290, 4,- DM). Neben dem PKW, dem Sportflugzeug und dem Hubschrauber zeige ich hier exemplarisch den Bausatz des Passagierdampfers.
Die Serie umfasst zuletzt 7 Bausätze, die später auch einzeln zum Preis von 1,- DM erhältlich waren.

Von 1959 bis 1966 produziert SIKU eine ganze Reihe ziviler und auch militärischer Flugzeuge samt Zubehör.
U. Biene zeigt auf mehreren Seiten viele Fotos dieser Serie, ebenso wie großformatige Katalogabbildungen.
Die Fotos in diesem Buch sind einfach traumhaft und laden immer wieder während des lesens und blätterns zum Verweilen und gucken ein.

Natürlich geht es in dem Buch in erster Linie um die Fahrzeugmodelle im Maßstab 1:60, zunächst die aus der Serie der Verkehrsmodelle aus Kunststoff inklusive dem Zubehör.
Die Artikel dazu werden immer wieder gespickt mit zeitgenössischen Katalogabbildungen und vielen fantastischen Fotos einzelner Modelle und auch ganzer Straßenszenen und Dioramen.
U. Biene dankt im Impressum dem Dipl.-Ing. Th. Höing, der in Stadtlohn ein
Museum für Siku- und Audi-Modelle betreibt für die Bereitstellung seiner Museumsexponate.
Ein Artikel im Buch beschäftigt sich auch mit dem Thema "Verkehrserziehung".
Dem einen oder anderen Sammler dürfte eine Zusammenstellung von SIKU- und Wikingmodellen für Fahrschulen bekannt sein.
Der Autor zeigt noch weitere Exponate (u. a. aus dem Verkehrs-Verlag Remagen) und zeitgeschichtliches zum Thema.

Soweit es möglich ist, versucht der Autor die Chronologie einzuhalten. Die Geschichte SIKUs ist aber nicht immer in zeitlicher Abfolge zu erfassen, da viele Produktreihen zeitgleich im Angebot sind und U. Biene es dann vorzieht, einzelne Serien in abgeschlossener Form vorzustellen.
Dazu bedient er sich Zeitreihen, die am unteren Seitenrand immer wieder zu finden sind oder auch solcher Markenlogos, wie oben gezeigt.
Wer kennt nicht diese "psychedelischen" Farben die ganz dem Zeitgeist der 70er Jahre entsprachen?
O-Ton: "intensive Farbkombination der Flowerpower-Jahre"!

Auf die Modelle der "Plastik-Aera" folgen die Modelle der Zinkdruckguss-Aera. Die mit den glitzernden Glas-Scheinwerfern! ;o)
Hier kam mir dann vieles bekannt vor. Auf diesen Seiten habe ich mich wieder in meinem Kinderzimmer auf dem Teppich liegend gesehen, die großen SIKUs auf den Lego-Straßen hin- und herschiebend.
Was kann ein Buch besseres bewirken, als den Leser in die eigene Kindheit zu versetzen?
Großes Kino.

Und so finden sich dann auch folgerichtig neben den Abbildungen der Modelle viele Katalogfotos wieder auf denen der Leser nachträglich noch ankreuzen kann, welche Modelle er als Kind mal besessen hat oder noch besitzt. ;o)
Leider sind von meiner Kinderzeit keine Modelle mehr vorhanden.
Nachdem ich zu Hause ausgezogen bin, sind meine Modelle in der Verwandtschaft in alle Winde verstreut. :o(

Die letzten 30 Seiten des Buchs beschäftigen sich dann noch mit den Modellen der 80er Jahre bis in die Neuzeit und den vielen Versuchen SIKUs mit unterschiedlichen Modellauto-Produkten in diversen Maßstäben neue Märkte zu erschließen.
Manches, wie beispielsweise die Farmer-Serie wurde zum "Dauerbrenner", andere Produktserien wie die 1:43er mit Käfer Cabrio und Mercedes Benz 600 SEL oder die SIKU Junior-Reihe mit Großmodellen aus Kunststoff für die Sandkiste oder die Diecast Modelle im Maßstab 1:27 (alleine der Magirus Pritschenkipper wog 4 Kg und war damit für Kinderhände zu schwer!) wurden schon wenige Jahre nach Beginn wieder eingestellt.
Weitere Highlights wie die Serie der 1:87er Modelle sind auch heute noch im Programm.
Wer weiß schon, daß Siku bereits 1962 Artikel wie Figuren, Bäume, Hecken und Blumenbeete, sowie Zäune für die Modellbahn im H0-Maßstab produziert hat?

Und immer wieder Feuerwehr.
Stellvertretend für die Bemühungen SIKUs auf diesem Sektor zeige ich hier die gewichtigen Flugfeld-Löschfahrzeuge.
Das Metz-Flugfeld-Löschfahrzeug war damals immer ein Traum und blieb es für mich leider auch! :o(

Neben der Vorstellung der vielen unterschiedlichen Produkte aus dem Hause Sieper (warum gibt es im ganzen Buch eigentlich keinen Hinweis auf die Bad-Möbel-Produkte?), findet der Leser ein Sammlerportrait und ein Interview mit V. Sieper der ab 1971 im Betrieb arbeitete und seit 1972 dort die Geschicke lenkt.
Weiterhin befasst sich ein Artikel des Buchs mit der Agentur "Studio 70" die der Marke SIKU 1972 zu einem neuen CI (Cororate Identity) verhilft. Interessanter Weise ist es die Tochter von E. Kutschinski, Dr. B. Kutschinski-Schuster, die nach der Übernahme von Wiking das neue CI für Wiking entwirft und auch 1994 das noch heute gültige CI für SIKU entwirft.
Ende der 90er Jahre geht das "Studio 70" in der SIKU-Unternehmensgruppe unter dem Namen SICOM auf.
Ein weiterer Artikel erzählt etwas über den Alltag eines SIKU-Handelsvertreters, dessen Sohn in zweiter Generation noch heute für die Marke unterwegs ist.
Einfach herrlich.
Wer jedoch etwas über die Übernahme Wikings durch die Firma SIKU in diesem Buch vermutet, sucht vergeblich.
Hier geht es wirklich nur um Geschichtliches und Modellhaftes der Firma SIKU.
Ich vermute aber mal, daß der Autor noch "einen Pfeil im Köcher hat" und weitere Bücher zum Thema folgen könnten.
Denn das Thema der Zinkdruckguss-Modelle wird im Buch zwar behandelt, ist m. E. aber nur gestreift worden. Der große Bereich von Sonder- und Werbemodellen, die Vielfalt der Farmerserie wird zwar vorgestellt aber nicht näher beleuchtet.
Also noch ein weites Betätigungsfeld für den Autor, daß auf weitere Bücher hoffen lässt?????

Fazit:
Mit dem Buch ist dem Autor U. Biene ein wirklich prächtiger Bildband gelungen, der dem interessierten Sammler einen klar strukturierten Überblick über die Geschichte und Produkte des Hauses Sieper gibt.
Das Großformat erlaubt es gerade noch das Buch auf den Knien liegend im Liegestuhl zu lesen. Das Schriftbild ist was die Größe anbelangt für meinen Geschmack einen Tick zu klein geraten. Und daß, obwohl ich seit einiger Zeit eine Brille nutze. ;o)
Textlich hat der Autor alle Register gezogen und verfällt dabei zuweilen in den "Jargon" des Werbetexters.
Kostprobe gefällig?
Da ist von Marktimpulsen und Workflow zu lesen, von Impulscharakter und Strahlkraft, von puristischer Aura und integrativem Auftritt, von Modellambiente und Maßstabsoffensive, von Marktmotiven und erfolgreichem Produktlaunch....
Daß tut dem Buch aber keinen Abbruch, im Gegenteil, es macht es absolut liebenswert.
Begleiten doch die SIKU-Modelle Generationen von Kindern, die heute längst erwachsen sind.
Die heute zu den Sammlern der Schätze ihrer Kindheit zählen.
Die sich einen Teil ihrer Jugend mit diesem wunderschönen Buch wiederholen können.

Das Buch kostet knapp 30 Euro, ist stabil gebunden, mit festen, abwaschbaren Buchdeckeln.
Ein unbedingtes Muss für alle SIKU-Sammler und Modellauto-Sammler, die neben ihrem Sammelgebiet auch gerne über den Tellerrand schauen und sich dabei auch für Geschichte interessieren.

Dieses Buch hat mich bestens auf meinen Besuch der  SIKU/Wiking Modellwelt eingestimmt.
Lieber Ulrich, mit dem Buch ist Dir wieder ein großer Coup gelungen.
Ich wünsche Dir trotz der Ferienzeit einen guten Verkaufsstart und bin ziemlich sicher, daß sich die Siku-Story wie "geschnitten Brot" verkaufen wird. ;o)

1 Kommentar:

Wolfgang Renschler hat gesagt…

Hallo Martin,

Es lohnt sich immer bei Dir vorbei-zulesen.

Buch ist schon auf meiner Wunschliste.

Danke für die Vorab-Info!

Liebe Grüße

Wolfgang - nodawo