Die Verkehrsmodelle haben ihren Ursprung nicht etwa 1948/49 sondern schon viel früher!
Wiking fertigte schon für die Wehrmacht einige Metall-Fahrzeuge im Maßstab 1:200, die teilweise auch als zivile Fahrzeuge für Kinderhände produziert wurden. Diese Modelle wurden schon deutlich vor 1945 als Wiking Verkehrs-Modelle bezeichnet.
Auf dem Summenfoto zeige ich meine kleine Sammlung von Heeresmodellen im Maßstab 1:200, die im folgenden noch genauer gezeigt und beschrieben werden sollen.
Ganz rechts unten steht zum Vergleich ein kleiner VW Brezelkäfer der vermutlich in den 50ern entstanden ist. Horst Fechner zeigt in seinem Spur N Katalog, Seite 121 ein Ravensburger Verkehrsspiel, zu dem 5 von Wiking produzierte Automodelle gehörten. Eben auch jener VW Käfer. Horst Fechner nennt als Produktionszeitraum 1949/50. Im Vergleich zu den Metallmodellen wirkt der Käfer jedoch kleiner, sodaß ich mal vermute, daß der Maßstab kleiner als 1:200 ist?
Das 5 Cent-Stück links zeigt die Winzigkeit der Metallautos, die teils aus dem Vollen, teils als Hohlgussmodelle ausgeführt wurden.
Rüdiger Walsdorff nennt als Einziger in seinem Buch als Produktionsbeginn der Heeresmodelle 1937/1938. Peter Schönfeldt nennt als Produktionszeitraum "Ende der 30er Jahre" und auch Hans Peter Maerker schreibt in seiner mm WIKING-CHRONIK (8/87-23,24,25,26) "eindeutig vor 1945".
Begonnen hat Wiking aber vermutlich mit den Heeresmodellen, die auch heute noch deutlich häufiger in der Sammlerzsene anzutreffen sind als die zivilen Fahrzeuge der Verkehrs-Modell-Serie.
Auf diesem Bild soll nochmal verdeutlicht werden, wie klein und trotzdem detailgetreu die Umsetzung der Fahrzeuge und Figuren ins Modell erfolgte. Gezeigt wird der Kl. Lastkraftwagen Nr.16, der als einziger sowohl in der Preisliste für Wehrmacht-Modelle sowie in der Preisliste für Verkehrs-Modelle (hier als Schnell-Lastkraftwagen bezeichnet) beim Namen genannt wird, nämlich Opel Blitz (für Tross). Er kostete damals 40 Pfennig und war für die Wehrmacht sogar mit Verdeck erhältlich ( 50 Pfennig). Dieses Verdeck bestand aus Papier, war in der Regel mit überlackiert und hat meist die Zeit nicht unbeschadet überstanden. Auch mein Opel Blitz muss wohl mal so ein Papierverdeck besessen haben. Rechts steht der Verkehrsposten, der nur in der Serie der Verkehrs-Modelle erhältlich war.
Figuren spielten bei Wiking schon deutlich vor 1945 eine Rolle. Die Gruppe "Volksgenossen" musste natürlich in der Serie Verkehrs-Modelle erscheinen, um belebte Straßenszenen gestalten zu können. In der Serie Wehrmacht-Modelle wurde die Limousine zum "Chefwagen" (Nr. 10, -,40) und bei den zivilen Modellen zum"Privatwagen". Peltzer mochte sich wohl nicht auf ein Vorbild festlegen. R. Walsdorff spricht von einem Mercedes Pullmann Spitzkühler. Favorisiert wird jedoch auch ein Horch.
Erwähnt werden sollte vielleicht noch, das die Modelle der Serie Verkehrs-Modelle meistens in farbenfroher Lackierung erhältlich waren, wohingegen die Wehrmacht-Modelle natürlich in Tarnfarben, in grau oder auch in Sandfarben lackiert waren um ihrem entsprechenden Einsatzort gerecht zu werden.
Figurengruppe und Verkehrsposten sind ebenfalls bunt lackiert bekannt. Man möchte fast bei beiden vermuten, daß diese Figuren nachgegossen wurden. Das gehäufte Angebot dieser Figuren in letzter Zeit lässt fast den Schluss zu.
Der schwere Zugkraftwagen (Raupenschlepper) Nr. 12 findet sich nur bei der Serie der Wehrmacht-Modelle. Ein imposantes Modell, besetzt mit 9 "Fahrgästen" soll dieses Fahrzeug schwere Geschütze oder Flak ziehen.
Der kleine Funkkraftwagen Nr.64 der Wehrmacht mutiert in der Serie der Verkehrs-Modelle zum Lieferwagen. Verkaufspreis damals 25 Pfennig. Gut zu erkennen, die abgeschliffenen Räder. Welcher Junge mag dieses Modell wohl vor über 60 Jahren über "Stock und Stein" gefahren haben?
Der in tarnfarben bemalte große Lastkraftwagen Nr.13 (-,50) wird auch in der zivilen Serie als großer Lastkraftwagen bezeichnet, soll allerdings mit Anhänger zum Fernlastzug gestaltet werden. Für 10 Pfennig Aufgeld gab es den Laster auch mit Verdeck! Der Fahrer wurde vermutlich nachträglich eingeklebt.
Auch dieses Modell trägt die Bezeichnung großer Lastkraftwagen, Nr. 14, allerdings mit dem Zusatz "Geländegängig". Ihn gab es nur für die Wehrmacht! Dort wie üblich mit und ohne Verdeck.
Rechts zeige ich zwei Versionen des leichten Zugkraftwagen Nr.18 für die Wehrmacht. Ein Modell ist grau lackiert, das andere tarnfarben. In das tarnfarbene Modell sind einige Figuren eingeklebt, die dort vermutlich nicht original saßen. In weiser Voraussicht hat Peltzer unter der Nummer 59 eine Fahrzeug-Besatzung produziert (6 Mann sitzend, leicht zu trennen), die in unbemannte Fahrzeuge eingeklebt werden konnten. Interessanter Weise besitzen beide Fahrzeuge eine unterschiedliche Bodenprägung. Das bemannte Modell trägt nur das WM Zeichen, das graue Modell trägt das WM Zeichen sowie die Prägung 18 und die Preisangabe, die leider nicht zu entziffern ist (-,40). Beide Modelle haben einen Drahtzughaken.Die BP der beiden leichten Zugkraftwagen.Der Tankwagen Nr. 69 war sowohl bei den Heeresmodellen wie auch bei den Verkehrs-Modellen anzutreffen. Leider sind bei meinem Modell beide Stoßstangen abgefeilt worden.
Vielleicht nochmal ein Gedanke, der mir beim Betrachten dieser Metallmodelle kam: Von den Märklin-Lokomotiven war mir der Begriff "Zinkpest" geläufig. Damit ist eine Zersetzungsreaktion gemeint, die das Modell brüchig werden lässt ( eher untechnisch erklärt ;o). Diese Zersetzung ist auch bei einigen meiner Modelle zu erkennen, unter anderem auch am Tankwagen.
Ein weiteres Modell an dem der "Zahn der Zeit" nagt ist der große Funkwagen Nr. 62 (-,50)Die Antenne, die am Heck des Koffers befestigt war, hat dem harten Alltag nicht stand gehalten.Auch die Beifahrerseite ist stark von der "Zinkpest" befallen, sodaß Konturen und Gravuren nicht mehr zu erkennen sind.
Ein weiteres Modell welches sowohl bei den militärischen, wie auch bei den zivilen Modellen zu finden ist, ist der mittlere Lastkraftwagen für Tross, Nr. 15 / Lastkraftwagen, den es natürlich mit und ohne Verdeck gab. Dieser LKW könnte das Vorbild für den MB L 2500 bei den H0-Klassikern sein.
Weiter geht es mit dem kleinen Fernsprechwagen Nr. 63.
Obwohl dieses damals 25 Pfennig teure Modellchen wunderbar in die Serie der Verkehrsmodelle gepasst hätte, fand es dort kein Plätzchen.
Links die Unterseite dieses aus dem vollen gegossenen, nur 22 mm langen Modell. Eines meiner wenigen Modelle, die über keinerlei BP verfügen.
Nicht viel größer ist das folgende Modell Nr. 11 Personenkraftwagen (Kübelwagen) ( hallo Kübel-Udo! ;o)) , welcher nur bei den Heeresmodellen zu finden war.
Der Zughaken an meinem Modell ist leider abgebrochen, oder wurde abgeknipst?
Auch dieses Modell von unten, mit BP "WM, 11, -,30". Gut zu sehen, der fehlende Zughaken.
Weiter geht es mit dem leichten Zugkraftwagen unbeschränkt geländegängig,für leichte Flak und schnelle Schützen, Nr. 17.
Auch dieses Modell gab es nur in der militärischen Serie. Darum natürlich mit Drahtzughaken, in Tarnbemalung und mit bemalten Scheinwerfern.
Bemalte Scheinwerfer sind eigentlich bei allen Modellen zu finden, mal in weiß, in silber, sogar in gold aber auch in gelb.
Zuletzt fehlen eigentlich nur noch die Motorräder. Bei den militärischen Modellen als Kraftradfahrer bezeichnet (einzeln -,15, Nr.55, mit Beiwagen -,25, Nr56 und Krad mit 2 Mann -,20, Nr.55a) und bei den Verkehrsmodellen als Motorradfahrer (-,15), mit Beiwagen (-,25) bezeichnet. Die Motorradfahrer der militärischen- und zivilen Serie unterscheiden sich von der Form her deutlich. Leider kann ich nur die militärischen Biker zeigen.
Hier Nr.56. Deutlich zu erkennen, daß die komplette Maschine zusammengesteckt lackiert wurde, da die Beiwagen-Innenseite und die Motorradseite an entsprechender Stelle unlackiert sind.
Hier der einzelne Kraftradfahrer, komplett lackiert.
Die zivilen Motorradfahrer sind am auffälligsten an der Helmform von den militärischen "Kollegen" zu unterscheiden. Die Helmvorm der Verkehrsmodelle sieht eher wie eine Kappe aus.
Mein persönliches Highlight habe ich mir bis zuletzt aufgehoben.
Der Reiter aus der Reihe der Heeresmodelle Nr. 57 (-,25)
Nach diesem Modell habe ich lange gesucht und dann durch Zufall bei einer Auktion entdeckt als Hintergrund-Deko. Den Anbieter angeschrieben und Modell bekommen. So einfach kann´s gehen! ;o)
Und weil´s so schön ist, nochmal die Volksgenossen aus der Reihe der Verkehrsmodelle als kleine Typenkunde einer, zum Glück lange vergangenen Zeit!
Der Hund und ein Kind gehörten für Peltzer zur Figurengruppe einfach dazu und finden sich natürlich auch bei den Figurengruppen passend zu den "großen" Verkehrsmodellen.
Ein allerletztes Wort noch zu den Metall-Verkehrsmodellen im Maßstab 1:200: In der Preisliste der verkehrsmodelle wird ein Omnibus (ein Doppeldecker) sowie eine Straßenbahn gezeigt. Ausserdem gibt es noch einen Eindecker-Linienbus, der jedoch in keinem Prospekt zu finden ist. Busse und Straßenbahn sind extrem selten und entsprechen teuer!
Die Zeichnung des Doppeldecker kommt in der HO-Bildpreisliste 1979/80 zu neuen Ehren, als der Berlinbus D 38 als Messeneuheit angekündigt wird, der dann aber erst 1981 erscheint.
Damit endet die Vorstellung meiner kleinen 1:200 Modellauto-Sammlung. Ich hoffe, es hat wieder Spaß gemacht etwas zu lernen?! wenn es gefallen hat, dürft ihr euch gerne in meinem GB verewigen, wenn nicht, iss auch nich schlimm! ;o)
6 Kommentare:
Sehr schön ,
vielen Dank für die Dokumentation.
ich habe aus der Familie ca.50 Stück dieser faszinierenden Modelle
in unbespielter fast neuem Zustand erhalten.
Nach check bei ebay entschied ich mich doch schnell diese wunderbaren detaillierten Modelle selbt in der Familie zu erhalten.
AufWunsch schicke ich hnen gerne mal ein Bild vom z.B. Funk oder Tankwagen oder kl.LKW mit Plane .
Mit freundlichenGrüßen
M.Spannaus
Hallo Herr Spannaus, besten Dank für den Kommentar. In der letzten Zeit hat auch meine Sammlung Zuwachs bekommen und es wird zu dem Thema bestimmt noch eine Ergänzung hier im Blog geben. Über Bilder Ihrer Modelle würde ich mich sehr freuen, kann Sie jedoch nicht per Mail erreichen. Bitte benutzen Sie zur Übersendung der Fotos meine Mailadresse im Profil.
Vielen Dank im Voraus. Noch einen schönen 4. Advent und frohe Weihnachtstage wünscht
Martin Böhne
Hallo,
Ich besitze 5 Kübelwagen und davon 3 mit Geschützanhänger. Dabei sind noch 3 Panzer. Das ganze in original Lackierung. Ich habe zwar nicht vor sie zu veräußern, mich würde dennoch der Wert mal interessieren.
An wenn kann man sich da denn in Süd Hessen wenden?
Danke schon mal für die Hilfe.
Gruß Sebastian
Hallo Sebastian,
aus der Ferne kann man da keine Empfehlung geben. Es kommt auf die Lackierung an, den Erhaltungszustand (Fehlteile), etc..
Bei den Panzern gibt es unterschiedliche Typen, die zum teil gesucht sind, zum Teil häufiger vorkommen.
Vielleicht meldest Du Dich mal per Mail, dann könnte ich auch einen Kontakt nach Hessen herstellen.
Beste Grüße
Martin
Hallo,
Ich bin heute durch Zufall auf Ihre Seite gestoßen. Ich besitze 11 Wiking Verkehrs-Modelle in 1:200 aus der Wehrmachtszeit und wollte mich jetzt mal sachkundig machen und habe daher im Internet recherchiert.Mich würde interessieren, ob ich da was wertvolles habe und was die so wert sind.Vielleicht können sie mir ja da als Profi behilflich sein?
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