In einem Wiking Modellauto-Forum habe ich einen interessanten Post entdeckt.
Dort stellte jemand einen Bus vor und fragte, ob es den mit der Beschriftung eines Brillenherstellers gegeben hat.
Mich hat nicht so sehr die Frage interessiert, eher die Antworten darauf haben mich stutzig gemacht.
Da wurde geantwortet, dieses Modell stehe so nicht in der Wiking-Datenbank, somit könne es nicht echt sein!
Andere erkannten auf dem Foto Reste von Trägerfolien eines Nassschiebers (für Wikingmodelle ab den 90er Jahren eher unüblich) und zweifelten aus diesem Grund die Echtheit an.
Eine Antwort hat mich aber richtig ins schleudern gebracht.
Nämlich: "Richtige Wiking Modellautos gibt es im Fachhandel!"
Hm, dass lässt mich ratlos zurück.
Klar, die Intention dahinter verstehe ich schon. Wikingautos in der OVP, die offiziell durch Bildpreisliste angekündigt, im Handel angeboten werden und augenscheinlich eine unversehrte Verpackung besitzen sind richtige Wiking Modellautos.
Oder???
Was sind denn nun falsche Wiking Modellautos? (Diese Frage stellt sich natürlich im Umkehrschluss, wenn es scheinbar richtige Wiking Modellautos gibt.)
Alle Wikinger, die nicht in der Datenbank gelistet sind?
Alle Wikinger, die nicht in diversen Auktionshäusern und deren Katalogen und Handbüchern auftauchen (hüstel!)
Ich denke über die Angebote bei ebay braucht man nicht viel diskutieren.
Oder andersherum, sind alle Modelle dieser Auktionshäuser richtige Wikinger?
Bietet der Fachhandel ausschließlich richtige Wikinger an?
Da schließt sich gleich die nächste Frage an: Ist auch der ein Fachhändler, der neben Neuware auch, oder ausschließlich Antiquarisches verkauft?
Kann ich da blind vertrauen?
Stehen in der Datenbank nur richtige Wikinger?
Jetzt wird es kompliziert!
Sind fachmänisch restaurierte, stimmige Wikingmodelle noch richtige Wiking Modellautos?
Sind sog. Vorserien richtige Wiking Modellautos?
Was adelt ein richtiges Wiking Modellauto?????
Bei Neuware der letzten paar Jahre muss man sicher nicht viel dikutieren, schwierig wird es bei älteren Modelle ab Anfang der 80er rückwärts. All diese Modelle gab es irgendwann mal im Fachhandel.
Bastler haben daraus neues, unbekanntes gestrickt.
Richtige Wikinger oder Falsche???
Bei aller Betrachtungsweise über Richtig oder Falsch wünsche ich allen Sammlern stets den richtigen Blick dafür.
Damit ist die Diskussion über Richtig und Falsch eröffnet.
Beste Grüße
Martin
P.S.: Bezüglich des Themas gibt es eine Datenbank der ich blind vertraue: kneule's wiking standard project. Dieser Sammler geht den Dingen mit der SuperDuperLeuchtlupenbrille auf den Grund und beschreibt nur dass, was er mit eigenen Augen gesehen hat.
Hallo Martin,
AntwortenLöschenDu wirfst, völlig richtig, eine Reihe von Fragen hier auf, die mich auch schon lange beschäftigen. Wenn man so manchen Eintrag der Sammler in der von Dir zitierten Sammler-Webseite ließt, läßt es einen schon erschaudern. Sehr oft stelle ich mir dann die Frage, sind die Sammler noch so jung (und unwissend?) oder sammeln sie erst sein wenigen Jahren ? An sich beides ja kein Makel, aber was mir die letzten Jahre auffällt ist: warum fragt eigentlich keiner ? (bevor er kauft). Anscheinend ist es heute Usus, irgendwelchen Datenbanken blind zu vertrauen, frei nach dem Motto: steht in der Datenbank - also ist es .... Ist das nun der Fluch der Internetgeneragtion ? Ich glaube nicht, denn wir beide kennen auch jüngere Sammler die viel und oft fragen. Aber die große Masse scheint mit dem zufrieden, was sie vorgesetzt bekommt. Schon oft hat es mich in den fingern gejuckt, in besagtem Forum zu posten: Jungs warum fragt ihr eigentlich nicht andere Sammler die sich auskennen ? Habs aber aber doch immer gelassen. Das beantwortet nun zwar Deine vielen Fragen nicht, aber wirft ein Schlaglicht auf die Gepflogenheiten heute. Leider sind es genau diese Sammler, die von lichtscheuen Bastelanbietern und Vorseriendealern über den Tisch gezogen werden. Die Fragen wären eigentlich mit einiger Überlegung lösbar, es müßten halt nur einige Sammler mal fragen, statt nun abzulesen. Was Deine Anmerkungen zu einer HP angeht, die sehr zusammengekneult aussieht, bin ich 100%ig bei Dir. Das ist der Maßstab - sonst nix.
Viele liebe Grüße
Ralf
Tag zusammen,
AntwortenLöschenalso:
1.) in der Datenbank steht jede Menge Mist - jede Menge !
2.) bei keiner HP kann man sicher
sein, dass alles stimmt - bei keiner
ich sage: sammelt Serienmodelle und lasst die Finger von Vor-,
Ausser- und sonstigen Serien.
Und schon gleich gar von Werbe-
modellen. Soviel Quatsch, wie es
gibt, kann es gar nicht gegeben
haben. Um nur ein Beispiel zu
nennen: glaubt irgendwer an einen
Rungenauflieger mit Kugelschreiber
???? tolle Erfindung, aber nicht
von Wiking !!!
und so weiter und so weiter
tja, ich widme mich gleich wieder
meinen Bü 12000 von Brekina
GARANTIERT ECHT
Gruss
Klausi
Hallo Martin,
AntwortenLöscheneinige sehr interessante Fragen stellst du da, ist nicht so einfach zu beantworten.
Die Antwort mit dem Fachhandel hat mich auch sehr irritiert, zumal doch das betreffende Modell wohl kaum noch im Fachhandel erhältlich ist.
Lassen wir mal "richtig" und "falsch" weg, dann bleibt die Frage "Was ist ein Wiking-Modell?".
Option 1:
Ein von der Firma Wiking so hergestelltes und verkauftes und nicht verändertes Modell.
Das würde Vorserien und Außerserien (auch welche aus dem Hause Wiking) ausschließen. Ebenso von Heimarbeitern zusammengestellte und einbehaltene Modelle und welche, die die Firma Wiking auf anderen Wegen als den Fachhandel verlassen haben. Also auch die bekannten geschenkten Modelle.
Bei gebraucht erworbenen Modellen ist der Weg der Inverkehrbringung aber meist nicht mehr nachvollziehbar, wir kommen also zu
Option 2:
Alle Modelle, die von der Firma Wiking bzw. in deren Auftrag so hergestellt und nicht verändert wurden.
Damit schließt man also auch Modelle ein, die die Firma auf anderen Wegen verlassen haben. Gleichzeitig auch die Modelle, die erst beim Kunden bedruckt wurden (Liliput).
Dieser Definition kann ich mich wohl am ehesten anschließen, diese Modelle betrachte ich als "original".
Von dir angesprochen und recht restriktiv ist die
Option 3:
Alle Modelle, die von der Firma Wiking in Bildpreislisten, oder anderen Unterlagen, angekündigt/angeboten wurden.
Dieser Ansatz geht davon aus, dass der Umfang und die Darstellung der Modelle in den Bildpreislisten auch der Auslieferung entspricht. Das ist bekanntermaßen nicht der Fall. Es gibt angekündigte Modelle, die nie ausgeliefert wurden, andere wurden anders ausgeliefert, und wieder andere waren nie explizit erwähnt, sind als Übergangsversionen aber trotzdem an den Fachhandel ausgeliefert worden.
Wesentlich weiter gefasst ist
Option 4:
Alle Modelle, die aus Wiking-Teilen hergestellt wurden.
Dies umfasst auch nachträgliche Basteleien und Reparaturen. Solche Modelle kommen vielleicht in die Sammlung, aber werden nicht als "echt" angesehen
Noch schwammiger, aber auch schon gehört, ist
Option 5:
Alle Modelle, die aus Wiking-Formen stammen.
Dies umfasst demnach auch von anderen Firmen aus Wiking-Formen abgespritzte Modelle, z.B. Grope.
Was ist dann eigentlich mit extern gefertigten Formen (z.B. VW K70)?
Recht weit verbreitet ist vermutlich
Option 6:
Alle Modelle, die es so von Wiking offiziell gegeben hat.
Dies umfasst auch Reparaturen/Restaurationen und Modelle aus Einzelteilen, die ein Modell ergeben, das es auch so von Wiking gegeben hat. Dieser Ansatz hat das gleiche Problem wie Option 3, man braucht eine Quelle, auf deren Basis man "hat es gegeben" beurteilen kann.
Dazu abschließend eine Bemerkung:
Es gibt KEINE Datenbank, Nachschlagewerk, Webseite usw., die behaupten kann, aufzeigen zu können, was es alles gab und was nicht.
Natürlich gibt es bessere und schlechtere Übersichten, aber alle eint, dass man nicht weiß, was alles fehlt. Und ganz ohne Fragezeichen kommmen auch die Besten nicht aus. Das ist einfach den historischen Gegebenheiten geschuldet und wird sich auch nie ändern lassen.
Grund dafür ist einfach, abgesehen von der zeitlichen Distanz, dass die Firma Wiking ja selber nicht sagen kann, was sie in den letzten Jahrzehnten alles produziert hat und was davon wie in den Handel gekommen ist. Es gibt keine entsprechenden Unterlagen, die ausreichend verlässlich wären. Auch kein Sammler kann all diese Informationen besitzen. Sicherlich sind manche Modelle bewiesen und andere ausgeschlossen, aber es wird immer Modelle geben, bei denen jeder auf Basis der ihm zur Verfügung stehenden Informationen beurteilen muss, ob dieses Modell so original sein kann.
Sicherlich gibt es noch mehr Optionen. Jeder muss da seine eigene Definition finden und wenn man kritisch seine Sammlung betrachtet, ist es nicht einfach eine passende zu finden.
Gruß,
Carsten
Nachtrag, da ich nur 4096 Zeichen pro Kommentar zur Verfügung habe:
AntwortenLöschenDa du es ansprichst noch kurz eine Anmerkung zu "fachmännisch restauriert". Für mich ist es egal, ob ein Modell gebastelt, repariert, dilletantisch oder fachmännisch restauriert wurde. Es ist nicht mehr original, Punkt. Mir sind Spielspuren wesentlich lieber als ein nachträglich wieder in den "Neuzustand" versetztes Modell.
Gruß,
Carsten
Martin,
AntwortenLöschendeine Fragen sind berechtigt.
Aber! Jetzt erst?
Bei den Blechsammlern ist das doch seit Jahrzehnten durch:
Es gibt keine Datenbank, kein Buch ohne Fehler!
Die Erfahrung machts! Und so gewinnt man Fingerspitzengefühl.
Wer das nicht begreift, zahlt eben Lehrgeld -und ist selbst schuld!
So einfach ist das.
Schöne Grüße aus Hessen
Botho
Wenn ich das alles so lese und dann nach einer Weile nur noch runterskrolle, so kommt mir der legendäre Wiking-Privathändler Guido Astfalk in den Sinn, der mir ggü. in einem Telefonat nach einem tollen Special zu Pausbackentanksattelzügen trocken bemerkte: "Herr XXX, wen interessiert dees alles, dees liest doch koiner, dees interessiert en a bar Joar doch koi Sau mee?!!".
AntwortenLöschenBei hochpreisigen Wiking wurde gefälscht, was machbar war. Der hier genannte "legendäre Privathändler" kaufte auch gerne mal unter dem Pseudonym "peltzersfriend" bei Ibäi defekte Spitzenstücke, angeblich hatte er hierfür interessierte Abnehmer. Und er hatte interessante Kontakte nach Berlin, wo er sich mit unverklebten Teilen eindeckte. Oftmals tauchten dann Monate später Spitzenstücke in Köln und wenn es doch zu heiß war, dann wurden solche seltenen Teile in einer privaten Liste vertickert. Irgendwann kamen dann Leuten wie dem Apotheker aus Neuwied und dem Eigentümer der Berlin-Peltzerstadt Zweifel. Der Bürgermeister zog konsequent die Reißleine und verkaufte alles noch zu guten Preisen, der Apotheker zog nach. Jetzt sind die Preise für Topraritäten auf Talfahrt, der Hyp ist endgültig vorbei. Jetzt ertrinkt der Markt dafür in echten Serienmodellen aus Nachlässen...
AntwortenLöschen