Samstag, 2. Februar 2013

Der reisst die Klappe auf

Vor fast genau einem Jahr, habe ich schon einmal so eine Bastelei fabriziert. Der LKW ist längst in andere Hände gewandert und nun kam die Anfrage, ob ich nicht noch einmal "die Messer wetzen" könnte um eine Haube zu öffnen?
Na klar, kein Thema!

Darum jetzt mal für alle zum mitschreiben eine Bauanleitung:
Zunächst muss mit sanfter Gewalt das Fahrerhaus (darf man noch "Führerkabine" sagen?) vom Chassis getrennt werden. Dazu benutze ich einen Brieföffner der zwischen Chassis und Fahrerhaus als Hebel dient.
Von beiden Seiten der Kabine im Bereich der Kabinenrückwand wird nun gehebelt und gebogen, sanft aber bestimmt! ;o)
Das Material ist ziemlich kompakt, trotzdem sollte man den Krafteinsatz dosieren.
Das Fahrerhaus ist an der Rückwand und unter der Motorhaube verklebt. Der Kleber bei diesem Exemplar war elastisch, ähnlich dem Kleber aus einer Heißklebepistole.
Irgendwann gab die Verklebung nach, das Fahrerhaus konnte nach vorne geklappt werden und beid ließ sich leicht vom Chassis trennen. Der Kleber konnte rückstandsfrei entfernt werden.

Nun beginnt die schwierigste Phase. Mit einem Bastelmesser wird entlang der Motorhaubenkontur geritzt. Dadurch bleiben die späteren Spaltmaße zwischen Haube und Karosserie sehr gering.
Für diese Arbeit habe ich mir in Etappen mehrere Tage Zeit gelassen. Manchmal war das Licht nicht gut, manchmal die Finger zu zittrig! ;o)
Immerhin reicht es nicht, nur lässig mit dem Messer an der Linie entlang zu fahren. Das Material soll ja schon abgetragen werden und der Ritz irgendwann die Motorhaube vom Rest der Kabine trennen.

Nach einigen Tagen war es dann soweit. Der Ritz ist tief genug um durch die Wandstärke der Fahrerkabine zu dringen. Heißa! :o)

Besonders schwierig sind die Rundungen. Dabei ist mir die Klinge doch manchmal über das Ziel hinausgeschossen.

Dann der erlösende Moment: die Motorhaube ist raus. Das Ereignis musste mit einem Pott Kaffee gefeiert werden!
Um Jahre gealtert beginnen nun die Nacharbeiten.

Aber erst noch schnell eine erste Passprobe. Na, geht doch.

Die Motorhaube wird nach altbewährtem Prinzip mit Blumendraht befestigt. Vorher werden noch Grate befeilt, Kanten mit einer kleine Feile geglättet und Kratzer und "Vorbeischnitte" wo es eben ging mit einer "Multi-Kosmetikfeile" (Frauen werden so ein Ding kennen. Benötigt Frau für das Bearbeiten von Fingernägeln) poliert.

Jetzt kann man endlich den schönen Motor sehen, der wirklich fein detailliert ist und üblicher Weise unter dem Fahrerhaus verborgen bleibt. Aber nicht mit mir! :o)
Da muss Luft dran!

Wurde der Magirus nicht auch mit Spitznamen "Alligator" genannt?
Jetzt weiß man auch warum.
Der reisst sein Maul ganz schön auf!

So, Bastelei beendet, Modell wieder in die Verpackung und ab zum Auftraggeber!

6 Kommentare:

HanseWikinger hat gesagt…

Hallo Martin,

wieder eine schöne Arbeit!
Liege ich richtig mit der Vermutung, dass es sich bei dem Modell um das Exemplar mit beschädigter Felge hinten rechts handelt?
Schön, dass es nun doch noch sinnvoll verwendet wird und seinem jetzigen Besitzer hoffentlich Freude macht. Ich konnte mich nie richtig dafür erwärmen und habe es schließlich gerne abgegeben.

Gruß,
Carsten

Anonym hat gesagt…

Tolle Arbeit. Bei H0-Fahrzeugen habe ich diverse Hauben geöffnet, in dem ich zwei gleiche Fahrzeuge verwendete. Aus einem wurde die Haube ausgeschnitten, aus dem anderen der Rest. Das lässt sich wesentlich einfacher, genauer und schneller machen und führt zu kleineren Spaltmaßen.
Viele Grüße
Wilfried

Martin hat gesagt…

>>in dem ich zwei gleiche Fahrzeuge verwendete<<
Hallo Wilfried,
ich kenne Deine Basteleien und habe sie im Wikingforum schon bewundert (wenn es die denn sind!)
Das kann u. U. aber ein kostspieliges Unterfangen werden, oder? Nicht immer findet man verbastelte Exemplare die für solche "Laubsägearbeiten" in Frage kommen.


Hallo Carsten,
aufgrund Deines Kommentars habe ich mir die hinteren Felgen nochmals angesehen. Die scheinen beide nicht hundertprozentig zu stimmen. Als wenn es dabei zu einem Spritzgussfehler durch die Form gekommen ist.
Sieht man aber erst, wenn man es weiß. Von daher bin ich mir nicht sicher, ob wir vom selben neuen Besitzer des Modells reden?
;o)

Gruß
Martin

Axel hat gesagt…

Hallo Carsten,
wenn du das Modell in Ratingen in die Versteigerung gegeben hast, redet ihr beiden von dem gleich neuen Besitzer und das bin ich. 
Ja, dass Modell erfüllt jetzt schon seinen Zweck. Aber ich denke, da wird noch was kommen. Man wird also sehen.

Viele Grüße
Axel

Wolfgang Renschler hat gesagt…

Hallo Martin,

Schöne Bastelei, die an einer Werkstatt oder Tanke auf einer Modelleisenbahnanlage auch gut
Platz hätte!


Grüße

Wolfgang - nodawo

HanseWikinger hat gesagt…

Hallo Martin,
Hallo Axel,

ja dann reden wir vom selben Modell, sehr schön.

Gruß,
Carsten